1/08 Zeiträume - Raumzeiten - Leseprobe
Karlheinz Wöhler
ZeitRaumBilder und Realitätsverlust:
Anmerkungen zum „mobility turn“
Dass wir uns nicht erst mit digitalen Bildern von den Realitäten entfernen, ist für viele so etwas wie ein Lehrsatz, der immer wieder dort endet, womit sich die Geistes- und Sozialwissenschaften letztlich befassen: Beim Individuum, das durch diese bildlich erzeugte „Realitätskrise“ in eine Identitätskrise gerate.1 Die Ableitung eines solchen Zusammenhanges scheint offenkundig zu sein – Raum und Zeit würden immer mehr relativiert, indem sie sich nach Bildern gestalteten; der daraus resultierende Realitätsverlust der Welt bringe einen Verlust an Sinn, Orientierung, personaler und sozialer Identifikation und Verantwortung und münde bisweilen gar in psychischen Erkrankungen.2 Wer so über die Welt denkt und sie mit diesen Sprachfiguren beschreibt und klassifiziert, der erzeugt selbst eine Realität und grenzt notabene andere Realitäten sowie anderes Denken aus.