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Was hat das Tragen eines islamischen Kopftuchs mit Formen von Widerstand zu tun? Nun, auf den ersten Blick reichlich wenig. Im Gegenteil, Musliminnen, die Kopftuch oder Schleier tragen, stoßen auf vielfältigen Widerstand. Politisch wie gesellschaftlich. Seit Jahren wird das Thema Kopftuch in verschiedenen europäischen Ländern diskutiert und sorgte vor Kurzem auch in Frankreich und Deutschland für politische Konsequenzen. Die Entscheidung der Französischen Regierung im Februar 2004, das Tragen von "ostentativen" Symbolen wie Kopftuch, Kippa, Turban oder Kreuz in den öffentlichen Schulen ab Herbst 2004 zu verbieten, ist nur der Gipfel einer seit Jahren in verschiedenen europäischen Ländern geführten "Kopftuchdebatte". Auch in Deutschland findet eine öffentliche Diskussion darüber statt, inwiefern das muslimische Kopftuch, getragen von Lehrerinnen, gegen die Neutralitätspflicht des Staates verstößt und unvereinbar mit den pädagogischen Zielen der Schule ist. Der Fall einer muslimischen Lehrerin, die mit Kopftuch im Land Baden-Württemberg nicht unterrichten durfte, wurde im September 2003 vom Bundesverfassungsgericht geklärt. Das oberste Gericht stellte fest, dass ein generelles Verbot für Lehrkräfte, im Unterricht an öffentlichen Schulen das Kopftuch zu tragen, keine hinreichende gesetzliche Grundlage im geltenden Recht findet und daher mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sei. Es sei aber grundsätzlich möglich, religiöse Bezüge in den Schulen durch Gesetze wesentlich stärker zu beschneiden. Diese Gesetze müssten von den Ländern selbst erst festgelegt werden. Die Debatte rund um das Kopftuch macht aber auch vor anderen europäischen Ländern nicht halt. In Belgien, Niederlanden, Schweden, Italien etc. werden ähnliche Diskussionen geführt. Poltische Konsequenzen, die das Kopftuch per Gesetz verbieten, hat es dagegen bislang nur in Deutschland und Frankreich gegeben.
Empörung über unzureichende bestehende Verhältnisse entfacht Gegenfeuer. Widerstand ist Ausdruck einer Positionierung in einem System etablierter Ordnungen. So brachte etwa kürzlich Negri in einem Vortrag in Wien den Klassenbegriff der Multitude ein. Toni Negri ruft zur Opposition gegen die "maßlose Ausbeutung der Menge" auf und nimmt das Entstehen eines "General Intellect", der "Konstitution eines immateriellen und intellektuellen Charakters neu zusammengesetzter Singularitäten" vorweg. Selbst wenn eine Herrschaft nicht auf Anwendung von Gewalt beruht, verfügt sie dennoch auch über eine symbolische Dimension der Unterwerfung und setzt dafür kognitive Strukturen als Ordnungsrufe in der sozialen Welt ein.
Dieses System ist nur dem Anschein nach stabil. Die Eruption kann etwa westliche Demokratien - so Mitte März diesen Jahres in Spanien - unvermittelt erreichen. Auffällig sind solch kollektive Gegenfeuer allemal, in einer Gesellschaft, die ihre Mitglieder zunehmend ihrer Eigenverantwortung überlässt und sich zugleich von einer metaphysischen Perspektive der Befreiung verabschiedet. Die in diesem Heft versammelten Beiträge verdeutlichen die über das Kollektive hinausgehende große Auffächerung von Widerständigkeit.