2/15 Politiken - Leseprobe
Andreas Hackl
Politisch, Kritisch, Öffentlich
Plädoyer für den Sprung aus dem Elfenbeinturm
“Anthropology will survive in a changing world by allowing itself to perish in order to be born again under a new guise.” -Claude Lévi-Strauss, 1966[1]
“My starting point is always a feeling of partisanship, a sense of injustice. When I sit down to write a book, I do not say to myself, ‘I am going to produce a work of art’. I write it because there is some lie that I want to expose, some fact to which I want to draw attention, and my initial concern is to get a hearing.” –George Orwell, 1946[2]
Journalismus und wissenschaftliche Forschung sind verwandt und doch sehr unterschiedlich. Sozial- und KulturwissenschaftlerInnen kritisieren die Oberflächlichkeit journalistischer Berichterstattung, flüchten sich aber auch vor einer breiten Öffentlichkeit in die Welt komplizierter Sprache, abgeriegelter Zeitschriften und spezialisierter Fachdebatten. JournalistInnen kritisieren die Wissenschaft deshalb als abgeschottet und weltfremd, leiden aber selbst unter Zeitdruck und prekären Arbeitsverhältnissen in einer sich schnell verändernden Medienwelt. Während man als JournalistIn Twitter & Co nicht mehr ignorieren kann, sickern die neuen Anforderungen und Chancen einer gewandelten Informationsgesellschaft nur langsam in den Alltag des wissenschaftlichen Elfenbeinturms durch. Wie könnte sich die Kultur- und Sozialanthropologie an die Anforderungen der nahen Zukunft anpassen, wenn sie politischer und für eine breite Öffentlichkeit relevanter sein will? Und was könnte sie vom Journalismus lernen, was besser nicht?